Die Epoche des Naturalismus
Die Naturalisten wollten gegen der konventionellen Prosadichtung etwas Neues stellen. Sie kritisierten die „Verlogenheit“ der oberflächlichen Unterhaltungsliteratur und setzten sich für eine neue „Wahrheit“ ein. Sie gaben „die Wirklichkeit in jedem Einzelausschnitt mit durch die menschlichen Sinne erfassbaren Details und Nuancen“ naturgetreu wieder. Die „Jüngstdeutschen“ machten auf die Probleme dank ihrer
sozialen Aufgeschlossenheit aufmerksam und verlangten die Veränderung der sozialen Umstände. Die literarischen Hauptfiguren waren vor allem Alltagsmenschen (Arbeiter, Kleinbürger) oder Ausgestoßene (Alkoholiker, Kranke, Geistesgestörte).
Die Künstler zeigten: das großstädtische Leben mit allen seinen hässlichen Seiten, die Industrialisierung und Technisierung [...] Deformierung des Menschen durch Umwelt, Alkoholismus, Sexualität, Ehe- und Familienkonflikte, Frauenemanzipation [...]. Die Gesellschaftskritik wird bei einer Reihe von Naturalisten zu einer Hauptthematik. Die Schilderung des menschlichen Leidens war ergreifend, manchmal auch hässlich und krass. Im naturalistischen Werk wird der Mensch zu einem Bestandteil des Milieus. Manche beschränkten sich nicht auf die „wissenschaftliche Darlegung des Individuums“ aus dem Milieu, sondern wollten tief in die Seele des Menschen eindringen. Die psychischen Prozesse werden wissenschaftlich beschrieben. Die Schriftsteller übertrugen die Gesetze von der Naturwissenschaft auf die Kunst, wie ein Experiment. Die Literatur wird der Gesellschaft verständlich gemacht. Das führte zu einer eindeutigen Sprache und übersichtlichen Handlung. Sie wählten kleine Prosaformen zur
Realisierung der naturalistischen Theorie. Die „novellistische Studie“, die „Prosaskizze“ und Kurzerzählung erhalten eine neue Bedeutung. Aber die Hauptgattung dieser Epoche war das Drama. Die Epik wird dramatisiert, und umgekehrt nähert sich das Drama der Epik. Die Handlung der Prosaszenen spielt sich in Dialoge ab. Zu den wichtigsten naturalistischen Stilmitteln gehört die Verwendung der Alltagssprache, die den Dialekt einbezieht. Die Sprachmelodie wird tongetreu unterschieden. Wir bemerken, wie wichtig die gesprochene Sprache ist. Die Personen sprachen oft in unvollendeten Sätzen, die Sprechpausen wurden aufzeichnet, nichts fiel weg. Die Stellungnahme des Erzählers wurde bewusst ausgeschaltet. Dies führt zur verlangten Objektivität. Die Dichter benutzten eine minutiöse Beschreibung von Ereignissen, die auf Unterscheidung von Wesentlichem und Unwesentlichem verzichtet.19 Es handelt sich um den „Sekundenstil“. Diese neue Erzähltechnik, „die eine vollkommene Deckungsgleichheit von Erzählzeit und erzählter Zeit anstrebt“, gibt die Wirklichkeit „photo-phonographisch“ exakt wieder. Alles, Sichtbare und Hörbare, wird Sekunde für Sekunde geschildert. Ein weiteres Gestaltungsmittel ist der innere Monolog, der über „den Bewusstseinsstand einer Person unmittelbar“ berichtet.20
Die wichtigsten Autoren der naturalistischen Prosa waren: Gerhart Hauptmann, Arno Holz und Johannes Schlaf (Papa Hamlet), Max Kretzer (Meister Timpe), Hermann Conradi (Adam Mensch) oder Hermann Sudermann (Frau Sorge).
Naturalistische Merkmale im Bahnwärter Thiel
sozialen Aufgeschlossenheit aufmerksam und verlangten die Veränderung der sozialen Umstände. Die literarischen Hauptfiguren waren vor allem Alltagsmenschen (Arbeiter, Kleinbürger) oder Ausgestoßene (Alkoholiker, Kranke, Geistesgestörte).
Die Künstler zeigten: das großstädtische Leben mit allen seinen hässlichen Seiten, die Industrialisierung und Technisierung [...] Deformierung des Menschen durch Umwelt, Alkoholismus, Sexualität, Ehe- und Familienkonflikte, Frauenemanzipation [...]. Die Gesellschaftskritik wird bei einer Reihe von Naturalisten zu einer Hauptthematik. Die Schilderung des menschlichen Leidens war ergreifend, manchmal auch hässlich und krass. Im naturalistischen Werk wird der Mensch zu einem Bestandteil des Milieus. Manche beschränkten sich nicht auf die „wissenschaftliche Darlegung des Individuums“ aus dem Milieu, sondern wollten tief in die Seele des Menschen eindringen. Die psychischen Prozesse werden wissenschaftlich beschrieben. Die Schriftsteller übertrugen die Gesetze von der Naturwissenschaft auf die Kunst, wie ein Experiment. Die Literatur wird der Gesellschaft verständlich gemacht. Das führte zu einer eindeutigen Sprache und übersichtlichen Handlung. Sie wählten kleine Prosaformen zur
Realisierung der naturalistischen Theorie. Die „novellistische Studie“, die „Prosaskizze“ und Kurzerzählung erhalten eine neue Bedeutung. Aber die Hauptgattung dieser Epoche war das Drama. Die Epik wird dramatisiert, und umgekehrt nähert sich das Drama der Epik. Die Handlung der Prosaszenen spielt sich in Dialoge ab. Zu den wichtigsten naturalistischen Stilmitteln gehört die Verwendung der Alltagssprache, die den Dialekt einbezieht. Die Sprachmelodie wird tongetreu unterschieden. Wir bemerken, wie wichtig die gesprochene Sprache ist. Die Personen sprachen oft in unvollendeten Sätzen, die Sprechpausen wurden aufzeichnet, nichts fiel weg. Die Stellungnahme des Erzählers wurde bewusst ausgeschaltet. Dies führt zur verlangten Objektivität. Die Dichter benutzten eine minutiöse Beschreibung von Ereignissen, die auf Unterscheidung von Wesentlichem und Unwesentlichem verzichtet.19 Es handelt sich um den „Sekundenstil“. Diese neue Erzähltechnik, „die eine vollkommene Deckungsgleichheit von Erzählzeit und erzählter Zeit anstrebt“, gibt die Wirklichkeit „photo-phonographisch“ exakt wieder. Alles, Sichtbare und Hörbare, wird Sekunde für Sekunde geschildert. Ein weiteres Gestaltungsmittel ist der innere Monolog, der über „den Bewusstseinsstand einer Person unmittelbar“ berichtet.20
Die wichtigsten Autoren der naturalistischen Prosa waren: Gerhart Hauptmann, Arno Holz und Johannes Schlaf (Papa Hamlet), Max Kretzer (Meister Timpe), Hermann Conradi (Adam Mensch) oder Hermann Sudermann (Frau Sorge).
Naturalistische Merkmale im Bahnwärter Thiel
- Antiheld als Hauptfigur
- Arbeiteralltag (Soziale Frage im 19. Jh.)
- Milieuzugehörigkeit der Hauptpersonen, in der sie gefangen sind und die ihr Leben bestimmt.
- Ziel der Novelle: Arbeiterelend soll in bürgerlichen Kreisen angeprangert werden
- sehr genaue und detaillierte Beschreibung des Geschehens
- genaue Orts- und Zeitangaben (z. B. Schön-Schornstein, Neu Zittau)
- chronologisches Erzählen
- Sekundenstil: Beispiel aus Bahnwärter Thiel im dortigen Artikel.
- Menschenbild: Mensch als Produkt von Milieu und Vererbung
- Dominanz der Triebhaftigkeit
- Darstellung des Alltäglichen, Niedrigen, Hässlichen (bewusste Betonung des Elends)